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Stadt Neuffen (Druckversion)

Rede des Bürgermeisters zum Volkstrauertag am 15. November 2020

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, 

übermorgen ist Volkstrauertag und zu normalen Zeiten würden wir uns zum ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche treffen und zum Abschluss dann gemeinsam der Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal beiwohnen. In Kappishäusern würde die Kranzniederlegung ebenfalls nach dem Gottersdienst von der dortigen Kirche aus erfolgen. Corona bedingt haben wir aber seit März leider keine normalen Zeiten, so dass wir uns darauf geeinigt haben, beide Kranzniederlegungen ohne öffentliche Beteiligung durchzuführen. Wir aber wenigstens die gleichlautende Rede von Ortsvorsteherin Annemarie Schur für Kappishäusern und mir für Neuffen hier an dieser Stelle veröffentlichen. 

Ab dem 8. Mai 1945 schwiegen in Europa die Waffen, vier Monate später dann endlich auch in Asien. Der Zweite Weltkrieg kostete zwischen 60 bis 70 Millionen Menschenleben. Das Kriegsende ist für uns Deutsche und Europäer vor allem ein mit der Hoffnung auf Frieden verbundener Tag der Befreiung. 

Der 8. Mail 1945 war zugleich der Beginn eines Aufbruchs, wenn auch zaghaft und entbehrungsreich. So entwickelte sich in Westeuropa ein einmaliges Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsmodell. Der Weg im Osten war steiniger. Erst die weitgehend friedlichen Revolutionen von 1989 und die europäische Integration überwanden diese Trennung. 

In Europa haben wir nach 1945 zu einem friedlichen Miteinander gefunden. Doch ein Blick auf die derzeitige Lage in der EU und dem Rest der Welt erweckt nicht den Eindruck friedlicher Zeiten. Die Auswirkungen kriegerischer Konflikte und die Schicksale der Schutzsuchenden zeichnen ein anderes Bild. Bei aller positiven Kraft zu einem Miteinander droht die aktuelle Pandemie diese Entwicklung noch zu verschärfen. Landesgrenzen werden geschlossen und der Krisenzustand wird von Einzelnen offenbar genutzt, um ihre Macht zu sichern und demokratische Grundlagen auszuhebeln. 

In der Gesellschaft schwindet der Respekt vor dem Nächsten. Hassreden nehmen vor allem im digitalen Raum zu. Wo politische Diskurse oftmals populistisch geführt werden und einen Anstieg von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung bewirken. Wahrhaft Frieden zu suchen und äußeren Frieden aktiv zu fördern. Dazu gehört vor allem, einander zu akzeptieren, zu respektieren und zu vertrauen. Nichts weniger scheint 75 Jahre nach dem Kriegsende und in Zeiten von Corona notwendiger denn je.

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