Vortext
Die Burg Hohenneuffen
Weithin sichtbar tritt das 743 m hoch aufsteigende Felsmassiv des Hohenneuffen bergspornartig aus dem Albtrauf hervor. Seine Felskuppe trägt ein heterogenes Ruinenensemble, das in seinem Kern auf eine hochmittelalterliche Höhenburg zurückgeht.
Hauptbereich
Ältere Besiedlungsspuren konnten für den Hohenneuffen bisher nicht nachgewiesen werden, obwohl in seiner unmittelbaren Nachbarschaft, auf dem sog. Heidengraben-Plateau, im 1. Jahrhundert v. Chr. das größte keltische Oppidum Mitteleuropas existierte.
Die vor 1140 erbaute Höhenburg war durch eine über 3 m starke Schildmauer sowie eine innere Ringmauer geschützt, die beide teilweise noch erhalten sind. Besondere Geltung erlangte die Burg als Hauptwohnsitz der sich nach ihr benennenden Herren von Neuffen, von denen mehrere Mitglieder hohe Ämter und Vertrauensstellungen unter den späten Stauferkönigen innehatten. Spiegel des von ihnen gepflegten höfisch-geselligen Burglebens sind die Lieder des Minnesängers Gottfried von Neuffen.
Auch mit dem 1301 erfolgten Besitzübergang an die Grafen von Württemberg blieb der Charakter der Burg als eines befestigten adligen Wohnsitzes zunächst noch gewahrt. Doch wurde die Verteidigungskapazität deutlich gesteigert, indem die gefährdete Ostflanke vorgelagerte äußere Ringmauern erhielt, in die hinein nun durch den Allewind-Torturm der Hauptzugang zur Burg führte.
Im 16. Jahrhundert begann der Um- und Ausbau des Hohenneuffen zu einer (von insgesamt sieben) Landesfestung(en). In einer Zeit politischer Unruhen - auch eine Folge der Reformation - suchte Herzog Ulrich die Integrität seines Herrschaftsbereiches durch ein effizientes Stützpunktsystem zu sichern. Zu diesem Zweck ließ er seit 1543 die Höhenburg einer umfassenden Renovierung unterziehen und ihre Fortifikationsanlagen dem zeitgemäßen militärtechnischen Entwicklungsstand anpassen.
Die damals z.T. in Massivbauweise ausgeführten drei Rundbastionen für die Geschützpostierung, der über 3 m hohe, kasemattierte Obere Wall und die neue Zugangsstraßenführung zur Burg haben das Erscheinungsbild bis heute entscheidend mitbestimmt. Unter seinen Nachfolgern wurde der militärische Bautenbestand auf dem Hohenneuffen ständig weiter verbessert und modifiziert und dadurch ein Maximum an Sicherheit erreicht.
Wie spätere Kriegsereignisse zeigten, konnte die Festung nur durch freiwillige Übergabe eingenommen werden. Die letztmalige Modernisierung des Defensivsystems erfolgte in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter Beibehaltung älterer Elemente legte der von Herzog Karl Alexander beauftragte Ingenieuroffizier Joh. Anton von Herbort einen dichten Gürtel von Abwehrstellungen im Vorfeld der Festung an.
Es entstanden zahlreiche Gräben, Wälle, Zwischenwerke, vor allem die an Vaubanschen Vorbildern orientierte Friedrichsbastion mit Hohlgangsunterführung. Das beim Tode des Herzogs nur teilweise realisierte Bauprogramm wurde infolge Finanzknappheit gekürzt, später gestrichen.
Zunehmende Baufälligkeit, nachlassende Nutzung und allgemeines Desinteresse beschleunigten den Verfall der Festung, deren Auflassung schließlich 1801 offiziell dekretiert wurde in Übereinstimmung mit den Auflagen des Rastatter Friedens. Erst im 20. Jahrhundert setzten gezielte Sanierungen ein. Am 2.8.1948 war der Hohenneuffen Schauplatz der denkwürdigen Drei-Länder-Konferenz der Minister- bzw. Staatspräsidenten der drei südwestdeutschen Nachkriegsländer. Es wurde damals die staatliche Vereinigung vorbereitet, die 1952 mit der Gründung von Baden-Württemberg vollzogen wurde. Am 15.8.1988 tagte das Kabinett von Lothar Späth noch einmal auf dem Hohenneuffen in Erinnerung an die historische Drei-Länder-Konferenz.
Heute ist der Hohenneuffen eines der bekanntesten Ausflugsziele unserer Gegend. Von ihm aus hat man einen herrlichen Ausblick entlang der Albkette über das weite Neckarland, über die Stuttgarter Höhen bis hin zum Schwarzwald und ins Schwäbische Bergland. An seinen Hängen gedeiht der beliebte Neuffener Täleswein.